nannte. Friedrich Wilhelm I. sah wohl ein, da bei der Eifersucht seiner Nachbarn zur Erhaltung und Vermehrung seines Landes ein stets schlag-fertiges Heer unbedingt notwendig sei. Auch war er berzeugt, da selbst hohe Ausgabe fr ein steheudes Heer viel geringer seien, als der groe Nochteil, den cht unglcklicher Krieg dem Lande bringt. Er der-mehrte deshalb das Heer von 38000 Mcntn aus 83000 Mann; die Uniform der einzelnen Truppenteile wurde genau bestimmt, und alle Soldaten muten mit Strenge und Genauigkeit eingebt werden.
Das Heer war anfangs ein Sldnerheer, das mit allen Mitteln angeworben wurde. Spter versuchte der König die allgemeine Wehrpflicht einzufhren. Die Wehrpflicht lastete jedoch fast allein auf den Bauern; die Bewohner der Städte waren frei, damit.sie ihre Gewerbe betreiben knnten. Er teilte das Land in ^Kantone ein; die Ausgehobenen (Kantonisten) muten ein Jahr .bei der^ Fahne dienen, .spter wurden sie zu krzereu buugeu eingezogen.')' Gehorsam, Pnktlichkeit und Sauberkeit waren die vornehmsten Soldatentugenden, auf Manneszucht wurde streng gehalten (Gassenlaufen), Fahnenflucht anf das hrteste bestraft. Fürst Leopold vou Dessau, der Schpfer der preuischen Infanterie, stand dem König hierbei treu zur Seite.5'
In seinen Offizieren suchte der König das Ehrgefhl zu wecken; auch lie er sie nicht mehr von den Obersten auswhlen, sondern stellte, sie selber au und sah hierbei nicht so sehr auf Abstammung und Her-fnft, als vielmehr auf Anlage und Tchtigkeit. Um einen guten Nachwuchs fr die lteren Offiziere zu Haben, grndete er zu Berlin das Sta delteukorps.
Er traf ferner die Einrichtung, da den Rekruten Unterricht in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen erteilt wurde. Fr die Kinder verstorbener Soldaten grndete er das Militr-Waisenhaus zu Potsdam.'
Auffallend war des Klligs Vorliebe fr recht groe Soldaten, lauhe Kerls", und sein Leibregimeut in Potsdam war eine wahre Riesengarde von 4000 Mann. Es befand sich unter ihnen keiner, der nicht wenigstens 1,88 m Hoch war; der Flgelmann Jonas ma sogar 2,5f> m. Wo man von einem recht groen Menschen hrte, da suchten des Knigs Werber ihn durch eine groe Geldsnmme, aber auch durch List und ewalt in ihren Besitz zu bringen. Auswrtige Fürsten konnten Friedrich Wilhelm keine grere Freude bereiten, als wenn sie ihm recht groe Soldaten schickten. Diese Riesengarde wurde ganz besonders tchtig einexerziert und bildete das Mnsterregiment fr das ganze Heer./
') Die Kantonisten erhielten eine rote Halsbinde. Heute schmcken sich die ausgehobenen jungen Leute mit Blnmen und bunten Bndern.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Leopold Leopold Jonas Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Dessau Berlin Potsdam Potsdam
Il ff in der Wiege erhielt das Kind den
M Jvf. Tl ,m"' m ^e Hb gegen den Papst, der M geben Zustimmung zu der Trennung der ersten Ehe
Wreu nt.
König Friedrich Wilhelm Iii. 17971840.
Wahlspruch: Meine Zeit in Unruhe,
meine Hoffnung in Gott."
I. J>ie Jugendzeit.
} fjte Jugendjahre. Im Jahre 1797 bestieg Friedrich Btlhelm Iii den prenstischen Knigsthron. Seine erste Jugend fiel nach m d.e Reg.ernngszeit des alten Fritz", der an der Entwickelung und Erziehung des kleinen Prinzen und spteren Thronfolgers liebevolle
fclrfn, s fie",tc ^ ii6er kffe" 8"te Eig-uschafteu. besonders Uber die Entschiedenheit und Charakterstrke, die sich schon bei dem
Kleinen zu eiitw.ckeln begannen, verglich ihn mit seinem Vater iid
sagte be, emer Gelegenheit von ihm: ..Der wird mich wieder von vorn anfangen."
Unvergelich sind dem Prinzen die Worte geblieben, die Friedrich der Groe kurz vor seinem Tode an seinen spteren Nachfolger richtete-
It ettoa Tchtiges. Es wartet Groes auf dich, ^ch furchte, du wirst einmal einen schweren Stand haben. Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch keine. Halte stets nnu>einem Volke, da es dich liebe und dir vertraue."
x5m ^re 1792 begleitete der Kronprinz seinen Vater in dem Feld-znge gegen Frankreich, wo er mehrfache Proben persnlichen Mutes ablegte.
_ Vermhlung. Bei dieser Gelegenheit lernte er zu
Frankfurt a. M. die siebzehnjhrige Priuzessin Luise vou Meckleu-burg-Streetz kennen. Er verlobte sich mit ihr und fhrte die schue und herzensgute Jungfrau schon bald als seine Gemahlin heim. Seinen Aufenthalt nahm das hohe Paar aus dem Gute Paretz an der Havel, wo der Prinz an der Seite seiner edlen Gemahlin die schnsten Jahre seines Lebens verlebte.
Ii. Z>ie ersten Wegierungsjare.
1. Der Regierungsantritt. Im Alter von 27 Jahren wurde O-nednch Wilhelm König von Preußen. Von den besten Grundstzen und Absichten beseelt und nicht ohne Kenntnis der vorhandenen Mngel
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Btlhelm Friedrich Friedrich_der_Groe Friedrich Luise Wilhelm_König Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankfurt Meckleu-burg-Streetz Paretz
180
Sogar die Ruhesttte Friebrichs des Groen entweihte er; der Sarg toni'be geffnet nnb der Degen bieses ruhmreichen Preuenknigs als Siegestrophe den eitlen Parisern zugeschickt. Die franzsischen Generale lieen sich ganz ungeheure Gelbsummen zahlen; so z. B. mute die Stadt Breslau tglich 3000 Mark ausbringen. Mit der rgsten Hrte nnb Ncksichts-losigkeit behanbelten die franzsischen Soldaten das preuische Volk. Sie ver-langten Braten und Wein von den armen Leuten, die selber nur trocknes Brot Zu essen hatten. Den Bauern nahmen sie smtliches Vieh und zertraten ihre Mhenben Saaten. Die Kaufleute gingen zu runbe, ba durch die Kontinentalsperre Handel und Gewerbe vollstnbig banieberlagen. Den preuischen Be-amten konnte der Staat die Gehlter nicht auszahlen, und man mute zeit-we>lig Brot austeilen, bamit Beamte und Offiziere nicht verhungerten.
Aber diese Zeit des Unglcks und der Schmach ist in gewissem Sinne fr Preußen ein groer Segen gewesen, ja der Anfang seiner Wiedergeburt. Alle Gutgesinnten im Lande fhlten, da es eine gemein-saine groe Schuld war, die zu diesem Falle gefhrt hatte, und da alle in allen Stnden daran ihren Teil hatten. Das fhlte vor allem die Knigin Luise, als sie ihrem Vater schrieb: Wir sind eingeschlafen anf den Lorbeeren Friedrichs des Groen, der eine neue Zeit schuf.. Wir sind mit ihr nicht fortgeschritten, deshalb berflgelt sie uns. Wir sind abge-fallen, darum sind wir gesunken." Und der König, der eine tiefe Kenntnis der Ursachen von Preuens Unglck hatte, sprach das bedeutsame Wort: Es mu alles anders werden." Das Volk mute wieder Kreist, Selbstvertrauen und Opfersinn gewinnen, wenn das Vaterland sich von dem harten Schlage erholen sollte.
Der König berief zu diesem Zweck die edelsten und vortrefflichsten Männer wie Stein, Scharnhorst und Gneisenan an seinen Hos, um in ernster Arbeit mit ihnen die Wiedergeburt des Vaterlandes und seine Erhebung vorzubereiten.
Den sittlichen, religisen und vaterlndischen Geist im Volke zu heben, ihm wieder Mut, Selbstvertrauen, wiebe-reitw i lligkeit zu jedem Opfer fr die Unabhngigkeit und fr die Nationaleh re einzuflen, das Volk felbstndig und frei zu machen, um es zur Teilnahme am ffentlichen Leben zu befhigen, war das Streben Steins.') Hardenberg veranlagte, da auch die Errungenschaften der franzsischen Revolution in Preußen durchgefhrt wurden.
2> Abmarsch des franzsischen Vesatzungsheeres. Steins erster Gedanke war, die Kriegsschuld zu bezahlen, um somit die franzsische Besatzung aus dem Lande zu schaffen. Allenthalben mute deshalb die grte Sparsamkeit eingefhrt werden, jeder mute einfach und
0 Erg. S. 82.
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184
Alt die Spitze einer Provinz wurde ein Oberprsident gestellt, und an Stelle der bisherigen Kriegs- und Domnen-k a m m er n traten Regierungen mit Prsidenten. Ferner - wnke durchgehend die Verwaltung von der Justiz getrennt.
Die Verwaltung des Landes war durch diese nderungen bedeutend verbessert und der amtliche Verkehr erheblich erleichtert.
7. Verbesserung des Heerwesens. Vor altem bedurfte das Heerwesen einer vollstndigen Neugestaltung. Zuerst galt es. den Offizier-stand von den unbrauchbaren und unzuverlssigen Mitgliedern zu reinigen. Die lteren Offiziere wurden entlassen und tchtige junge Krfte heran-gezogen. Jene, die sich mit ihren Soldaten oder Festungen so feige deu Feinden bergeben hatten, wurden vor ein Kriegsgericht gestellt und verurtehi
^-Einchesonderer Befehl des Knigs hob allen Unterschied der Geburt bei Besetzung der Ossizier stellen aus und verordnete, da im Frieden Kenntnisse und Bildung, im Kriege ausgezeichnete Tapser-keit, Tchtigkeit und berblick einen Anspruch auf Befrderung ge-whren sollten. .. . o /
?Zr Neugestaltung des gesamten Heerwesens wurde auf Scharnhorsts Vorschlag die allgemeine Wehrpflicht eingefhrt und am 3. September 1814 als Staatsgesetz verkndet. Jeder brauchbare mnnliche Bewohner des Staates war seit dieser Zeit verpflichtet zu dienen und konnte jeden Augenblick vom Könige zur Verteidigung des Vaterlandes herangezogen werden. So hatte Preußen ein Volks he er, in dem neben dem rmsten auch der Sohn des vornehmen und reichen Mannes in Reih und Glied.stand, v y. .
'-Dte enteyrende Strafe des Gassenlaufens Und die Prgelstrafe wurden abgeschafft (letztere nur noch fr gemeine Verbrecher angewendet) und der Soldatenstand zu einem Ehrenstande gemacht. Zopf. Locken und'"Puder fielen fort, dagegen wurde fr eine zweckmigere und bessere Kleidung und fr gute Waffen und eine kriegstchtige Ausbildung, wie sie im Heere Napoleons bestand, gesorgt.
Nach dem Tilsiter Frieden Surfte Preußen nur 42000 Koldaten halten, also weniger, als es schon unter Friedrich Wilhelm I. besa. Aber Scharnhorst wute Rat. Monatlich wurden bei jeder Kompagnie 5 Soldaten entlassen und 5 andere eingezogen, soda jede Kompagnie jhrlich 60 Mann der die festgesetzte Zahl ausgebildet hatte.1) Schon nach drei
3) Die entlassenen Mannschaften nannte man,, Krmp er" vonkrumpen, krimpen- einschrumpfen lassen z. B. beim Tuch.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Friedrich Wilhelm_I.
186
gegen die Bedrcker. ^ Friedrich und August Wilhelm von Schlegelf,Heinrich von Kleist, Ernst Moritz Arndt, Max von Schenkendorf, Theodor Krner, der Snger und Held zu-gleich, und Friedrich Rckert entfachten durch ihre feurigen Lieder in den Herzen des Volkes hingebende Vaterlandsliebe und einen glhenden Ha gegen die Knechtschaft der Franzofen.
Der Turnvater" Jahn krftigte die Jugend durch feine Turu-bungen auf der Hohenheide bei Berlju fr deu bevorstehenden Be-freinugskampf und begeisterte durch fein Buch Deutsche Volkst-r-^ne" das Volk fr deutsche Art und deutsche Sitte.
So gleichsam ueugeboreu iu religiser und sittlicher Hiuficht, durfte das Preuische und deutsche Volk einem erfolgreichen Kampfe, einer befferen Zukunft vertrauensvoll eutgegeuschaueu.
V. Zwei Keffer in der Not.
Zwei vaterlandsliebende, tchtige Männer waren es besonders, die dem Könige in schwerer Zeit als treue Ratgeber helfend zur Seite standen. Als erstem sei erwhnt:
1. Freiherr von und zum Stein. Er wurde am 26. Oktober 1757 3n Nassau an der Lahn geboren. Nachdem der talentvolle Jngling seine Studien beendet hatte, widmete er sich dem Bergfache und trat in preuische Dienste. Bald zeichnete er sich so sehr aus, bah ihm die Leitung der West-slischen Bergmterund die Beaufsichtigung des Fabrikwesens in der Mark bertragen wurde. Stein nahm seinen Wohnsitz zu Wetter a. d. Ruhr, und hier fhlte er sich so wohl, da er spter oft sagte: Zu Wetter habe ich das Glck der Einsamkeit genossen, ich hnge an der schnen Gegend mit Liebe."
Im Jahre 1788 wurde Stein zum Direktor der Kriegs- und Do m nenkammer zu Kleve und Hamm ernannt. Sein grtes Ver-dienst in dieser Zeit war die Vollendung der vor Jahren bereits in Angriff genommenen Schiffbariuachung der Ruhr und die Herstellung von 150 km Chausseen in der Grafschaft Mark. Er dachte sogar an eine Verbindung der Ruhr mit der Lippe durch eine Wasserstrae.
Int Jahre 1803 ernannte ihn der König zum Oberprsidenten derjenigen westflischen Landesteile, die damals schon im Besitze Preuens tottrat. Durch die vortrefflichen Eigenschaften feines Geistes und Herzeus durch seinen klaren Verstand, seine Redlichkeit und Offenheit, seine Frsorge fr alle Unglcklichen und Notleidenden, seine tiefe Gottesfurcht - gewann er bald die Herzen aller.
Den vorzglichen Oberprsidenten berief der König bereits im Jahre 1804 nach Berlin und machte ihn zum Finanzminister. Wegen gewisser Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Könige und ihm erhielt Stein im Jahre 1807 seinen Abschied und zog auf seine Gter in Nassau.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Wilhelm_von_Schlegelf,Heinrich_von_Kleist Wilhelm Ernst_Moritz_Arndt Ernst Max_von_Schenkendorf Max Theodor_Krner Friedrich_Rckert Friedrich Jahn
187
Nach dem Frieden zu Tilsit rief König Friedrich Wilhelm seinen frheren Minister zurck. Als Stein den Brief des Knigs erhielt, lag er krank danieder ; aber die Nachricht des Knigs half besser als Arzt und Apotheke. Bedlngnngs-los stellte er seine Dienste zur Verfgung. Als die Knigin Luise Hierbon hrte, schrieb sie freudig erregt an ihren Vater: Stein kommt, und mit ihm kehrt meine Hoffnung wieder."
Was in der Zeit der Wiedergeburt zum Wohle des Landes geschah, ist grtenteils dem Rate und dem Einflsse Steins zu verdanken: Die Zahlung der franzsischen Kriegsschuld, die Aufhebung der Erbunter-tnigkeit der Bauern. d ie S t d te ord nuug und die Umgestaltung der Staatsverwaltung.
Leider mute Stein bald nach Osterreich und daun nach Rußland flchten. Er hatte nmlich in einem Briese erklrt. Preußen msse sich in Gemeinschaft mit sterreich erheben, um das verhate franzsische Joch abzn-schtteln. Dieser Brief wurde von einem franzsischen Marschall aufgefangen und Napoleon bergeben- Stein verlor seine Gter und sollte auf Napoleons Befehl verhaftet werden. Erst 1813 kehrte er nach Preußen zurck und wirkte mit an der einmtigen Erhebung des Volkes. Whrend der Freiheitskriege trat er an die Spitze des Verwa lt nnc,sra te s, der die wiedergewonnenen deutschen Lnder vorlufig in seine Obhut nahm. Nachdem er am Wiener Kongre teilgenommen hatte, zog er sich von der beraus anstrengenden Arbeit zurck, um den Rest seines Lebens in grerer Ruhe auf Schlo Kappenberg (im Regierungsbezirk Mnster gelegen), das ihm der König fr seine groen und treuen Dienste geschenkt hatte, zu verbringen. In dieser Zeit wohlver-dient er. Mue beschftigte er sich mit geschichtlichen Studien, und auf seine Veranlassung entstand die Gesellschaft fr ltere deutsche Geschichte, die eine Sammlung deutscher Geschichtsquellen, die Monumenta Germaniae histonca, veranstaltete.
Im Jahre 1831 starb der edle Mann, ans den schon bei Lebzeiten die Worte paten:
Des Rechtes Grund-Stein,
Dem Unrecht ein Eck-Stein,
Der Deutschen Edel-Stein.
In Wetter an der Ruhr, seinem Lieblingsaufenthalte, wurde unter per-fnlicher Teilnahme des Kaisers Wilhelm I.. seiner hohen Gemahlin Angusta. des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und vieler hochgestellten Männer im Jahre 1872 sein Denkmal enthllt. Drei Jahre spter wurde dem verdienstvollen Manne auch in der Reichshauptstadt ein Standbild errichtet.
2. General Scharnhorst. Gerhard David Scharnhorst wurde 1756 zu Bordenau (bei Wunstorr) in Hannover als Sohn eines Bauern geboren. Schon frhzeitig zeigte der Knabe eine besondere Vorliebe fr das Soldatenwesen. Auf der Kriegsschule des Grafen von S chaum bur g-Lipp e zu Wilhelm st ein im Cteinhuder Meer erhielt der junge Scharnhorst eine vortreffliche Ausbildung. Er machte groe Fortschritte in allen Fchern, und nach seinem Eintritte in hannoversche Militrdienste wurde er schon frhzeitig Lehrer an der Kriegsschule zu Hannover.
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188
Durch, seine militrischen Schriften war Scharnhorst bald weithin bekannt geworden. Von dem Herzog von Brannschweig dem Könige von Preußen empfohlen, trat er als Oberstlentn an t der Artillerie in das preuische Heer ein. Er kam in den Generalstab, hielt anch nebenbei an der Kriegsakademie Vorlesungen fr die Offiziere. Wegen seiner anerordent-lichen Verdienste wurde er vom Könige in den Adelstand erhoben.
In Berlin gehrte Scharnhorst zur Kriegspartei; er durchschaute schon bald die hinterlistige Politik Napoleons, und nach der Verletzung des preuischen Gebietes seitens der Franzosen erklrte Scyarnhorst offen und deutlich- Tritt Preußen jetzt nicht Ofterreich und Rnland bei, und siegt Napoleon, so werden wir ihn im nchsten Jahre auf dem Halse haben, und wo dann Beistand?"
Nach den Unglcksjahren berief der König Friedrich Wilhelm Iii. den ernsten und tatkrftigen Scharnhorst in feine Nhe und bertrug ihm die Neugestaltung des Heeres. Scharnhorst wurde somit der Schpfer des neuen preuischen Heerwesens,
Nach dem unglcklichen Rckzge Napoleons aus Rußland suchte der besonnene Scharnhorst ein bereiltes Handeln der kampfbegierigen Offiziere zu verhten. Doch als die Zeit da war, schlo er im Auftrage seines Knigs mit den Russen den Vertrag zu Kalisch und bewirkte dann mit richtiger Ein-ficht die Ernennung Blchers, des Mannes der Schlacht, zum Oberbefehlshaber des Heeres, während er selber die Leitung des Generalstabes bernahm.
In der Schlacht bei Grogrschen (Ltzen) wurde er von einer Karttschenkngel gefhrlich getroffen. Trotz der schweren Verwundung lie er sich nach Prag bringen, um im Auftrage seines Knigs mit Blut um Osterreich zu werben"; hier aber ereilte ihn am 28. Juli 1813 der Tod. nachdem er wenigstens die Morgenrte der Freiheit fr sein Vaterland hatte an-brechen sehen. Sowohl in Prag als auch in Berlin ist dem Waffen-schmiede d entscher Freiheit" ein Denkmal errichtet.')
Dritter Abschnitt.
Zeitalter der Areiheitskriege.
1. Gottes Strafgericht in Rußland. Napoleon stand auf dem Gipfel feiner Macht. Vom Glcke geblendet, fate er den verwegenen Plan, das gewaltige russische Reich zu vernichten, um dann die Kontinentalsperre vollstndig durchfhren, England in Ostindien angreifen und wie ein zweiter Alexander der Groe ein Weltreich grnden zu knnen. Noch drei Jahre, und ich bin Herr des Weltalls," sagte Napoleon in stolzer berhebung im Jahre 1811.
]) Vergleiche M. von Schenkendorfs Gedicht: Auf Scharnhorsts Tod."^
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Napoleons Napoleons Prag Osterreich Prag Berlin Rußland England Ostindien
der Beresina. >) Napoleon verlie heimlich das Heer und floh in einem Schlitten nach Paris. Der Herr hatte gerichtet, und seine Hand hatte den bermtigen Kaiser schwer getroffen.
2. Preuens Erhebung. Napoleons Macht war vernichtet; die Morgenrte der Freiheit brach an.
Der preuische General York, der Livland und Kurland er-obern sollte, schlo mit dem russischen General Diebitsch den Neutra-littsvertrag (30. Dezember 1812)von Tauroggen,-) nach welchem die preuischen Korps die Feindseligkeiten gegen Rußland einstellten. Zwar mute König Friedrich Wilhelm Iii., der in Potsdam von den Franzosen umstellt war, diesen Vertrag mibilligen und das kriegsrecht-liche Verfahren gegen York einleiten. Allein die kniglichen Boten wnr-den von den Russen zurckgehalten, und somit fhrte York das Kommando in der Provinz Ostpreuen weiter.
Ilm freier handeln zu knnen, verlie der König seine Hauptstadt und begab sich nach Breslau. Von hier erlie er am 3. Februar 1813 einen Aufruf" zur Bildung freiwilliger Jgerkorps, und ein Erla vom 9. Febrnar ordnete die allgemeine Wehrpflicht aus die Dauer des Krieges an. Der König rief, und alle, alle kamen!" Aus allen Gauen Deutschlands strmten Freiwillige zu deu Waffen, Männer, Greise und Jnglinge, Vornehme und Geringe; sie alle wollten ihr Leben fr die Freiheit des Vaterlandes opfern. Auch zahlreiche Freikorps bildeten sich, so das Ltzow'sche mit der schwarzen Uniform und dem Totenkopse vor der Mhe.3) Was noch nie und nirgends erreicht worden ist, das vermochte der kleine, von den Feinden so arg ausgesogene preuische Staat im Jahre 1813: nicht weniger als 275 000 Streiter, smtlich Landeskinder, brachte er unter die Fahne, obgleich er damals nur 5 Millionen Einwohuer zhlte; von 17 Einwohnern war einer Soldat. Wer aber nicht mit hinaus in deu Krieg ziehen konnte,
') Nach russischen Angaben wurden 226374 Menschenleichen und 119370 Pferdekadaver verbrannt. Wieviele Tote bereits begraben waren, wei kein Mensch.
2) In Litauen, stlich von Tilsit.
3) Dem Ltzow'schen Freikorps geborte auch die 21 jhrige Heldenjnng-fvau Eleonore Prohaska aus Potsdam als Jger an. In dem Gefechte an der Grde wurde sie tdlich verwundet und starb am 5. Oktober 1813 in Dannenberg. Ihre Beerdigung erfolgte am 7. unter groen militrischen Ehren. Vergleiche ferner Krners Gedicht: Ltzows wilde Jagd" und Jger-lied", Landsturm", Frhlingsgru an das Vaterland", Erneuter Schwur" von M. von Schenkendorf.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Preuens Napoleons Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Eleonore_Prohaska Erneuter_Schwur"_von_M._von_Schenkendorf
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J- d t J:f ^ it'.; f /f f . Jst'/.fk- i
196 .
siegreichen Truppen ihren Einzug in die stolze Hauptstadt Frankreichs. ' Napoleon eutsagte dem Throne und begab sich nach Elba, das ihm nebst dem Kaisertitel und einer Jahresrente als Entgelt berwiesen wurde.
Ludwig Xviii., der Bruder des unglcklichen Ludwig Xvi., kehrte als König von Frankreich zurck. Mit ihm schlssen die Verbndeten den ersten Pariser Frieden (am 30. Mai) unter folgenden Bedingungen :
Frankreich braucht keine Kriegskosten zu zahlen, mu aber alle seit 1792 gemachten Eroberungen bis auf einen geringen Teil wieder herausgeben; es behielt aber alle geraubten Knnstgegen-stnde.') Die Heere der Verbndeten blieben vorlufig in Belgien.
König Friedrich Wilhelm Iii. sprach dem geliebten Volke seinen Dank in warmen Worten ans. Aus den eroberten Kanonen lie er Denkmnzen prgen und befahl ferner, da die Namen aller im Kriege fr König und Vaterland Gefallenen in den Kirchen auf Ehrentafeln verzeichnet wrden.
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7. Das Jahr 1815. Gegen Ende des Jahres 1814 versammelten sich die Fürsten und Staatsmnner von fast ganz Europa in Wien, um die Grenzen ihrer Lnder von neuem zu regeln. Preußen war durch den Kanzler von Hardenberg und den Gesandten Wilhelm von Humboldt, Frankreich durch Talleyraud, deu Meister diplomatischer Schelmenkunst". sterreich durch den Staatsminister Metternich, England durch Wellington und die Gebrder Cast-lereagh, Rußland durch Nesselrode und Kapodistrias, der ppstliche Stuhl durch den Kardinal Eonsalvi vertreten. Die Ver-Handlungen waren schwierig; dazu.suchte Frankreich noch die Uneinigkeit unter den Gesandten zu schre.
Hiervon hatte Napoleon Kenntnis; da er auch wute, da man in Frankreich mit der neuen Negierung nicht zufrieden war, und da noch immer ein groer Teil des franzsischen Volkes seinem Kaiser an-hange, hielt er die Zeit sr. gnstig, Elba zu verlassen, um das Kriegsglck noch einmal zu versuchen.
Am 1. Mrz 1815 landete er an Frankreichs Kste bei Cannes, und mit Jubel begrt, bestieg er von neuem deu Kaiserthron. 'ald stand er wieder an der Spitze eines neuen Heeres.
*) Nur den Siegeswagen von dein Brandenburger Tore nahmen die Preußen wieder mit.
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bun d" und spter den Dreibund" zustande zu bringen. Das deutsche Volk brachte dem groen Staatsinanne an seinem 70. Geburtstage und ebenfalls im Jahre 1895 zum 80. Wiegenfeste die groartigsten Beweise seiner Dankbarkeit und Hochachtung entgegen. Kaiser Wilhelm I. und die Prinzen des kniglichen Hauses verehrten dem Gefeierten ein prachtvolles Bild, die Kaiserproklamation in Versailles darstellend, das von einem hchst ehrenden Handschreiben seines kaiserlichen Herrn begleitet war; Kaiser Wilhelm Ii. leiste selber nach Friedrichsruh, um deu greisen Fürsten persnlich zu beglckwnschen und ihm als Zeichen seiner %u\b einen kostbaren Pallasch zu berreichen.
Bei seinem Austritt aus dem Staatsdienste (1890) wurde Fürst Bismarck vom Kaiser Wilhelm Ii. zum Generalobersten (mit dem Range eines Feldmarschalls) und zum Herzog von Lauen brg ernannt. Seine reichen Erlebnisse als Staatsmann hat er der Nachwelt in seinen Gedanken und Erinnerungen" hinterlassen. Er starb im Jahre 1898 auf seinem Gute Friedrichsruh im Sachsenwalde (Kreis Lauenburg), wo er in einem schlichten Mausoleum seine letzte Ruhesttte gefunden hat.
2. Graf Helmut von Moltke. a) Seine Ttigkeit bis z n m Ende des Deutsch-franzsischen Krieges. Helmut von Moltke wurde am 20. Oktober 1800 zu Parchim in Mecklenburg geboren. Da sein Vater dnischer Offizier war, trat auch der junge Helmut zuerst in die Dienste des Knigs von Dnemark. Aber dem hochbegabten jungen Manne war es im kleinen Dnemark bald zu enge; er nahm seinen Abschied und wurde im Alter von '21 Jahren preuischer Offizier.
Mit groem Fleie widmete er sich von jetzt ab den Militrwissen-schasten und der Geschichte, und da seine Vorgesetzten auf den talentvollen und uerst strebsamen jungen Mann bald aufmerksam wurden, ward Moltke frhzeitig in den Groen Generalftab berufen. Vom Jahre 1835 bis zum.jahre 1839 hielt er sich in der Trkei auf,- wohin er behufs Umgestaltung des trkischen Heeres beurlaubt war. In dieser Zeit machte er auch einen Feld-zug der Trkei gegen den gyptischen Pascha Mehemed Ali mit und verfate feine,, Briefe der Zustnde und Begebenheiten in der Trkei". Sie verraten ebensowohl den feinen Beobachter und scharfen Beurteiler, wie deu gewandten Schriftsteller.
Der Priuzregeut Wilhelm berief Moltke zum Chef des Groen General--stabes, und die Feldzge der Jahre. 1864 und 1866, besonders aber die groen Waffentaten des Deutsch-franzsischen Krieges bewiesen ans das glnzendste, welches Glck König Wilhelm in der Wahl dieses vorzglichen Offiziers gehabt hatte. Die schnelle und leichte Entfaltung der gewaltigen Heeresmassen, ihr rasches und sicheres Eingreifen und Zusammenwirken war ganz sein Werk. Gc-trennt marschieren, vereint schlagen," war der Grundsatz, der seine Heeres-leituug zu solch beispiellosen Erfolgen fhrte.
b) Seine fernere Ttigkeit. Auch nach diesen groen Erfolgen gnnte sich der Schlachtenlenker" keine Ruhe. Er leitete fernerhin die umfang-reichen Geschfte des Groen Generalstabes, verffentlichte die Begebenheiten des letzten groen Krieges und schrieb seine Memoiren zu Ende.
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